Skip to main content English

Wir trauern um Univ.-Prof. Dr. Martha Feucht

Mit tiefer Betroffenheit und Trauer geben wir bekannt, dass Univ.-Prof. Dr. Martha Feucht am 8.11.2025 unerwartet und viel zu früh verstorben ist.

Martha Feucht war eine international anerkannte Pionierin der pädiatrischen Epileptologie. Nach ihrer Ausbildung zur Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie wechselte sie primär an die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien und baute dort eine EEG-Ambulanz und die Epilepsie-Monitoring-Unit (EMU) auf. Ein Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit war zu diesem Zeitpunkt auch der kindliche Autismus.

Im Zuge der Universitätsreorganisation 2004 erfolgte der Umzug der EMU an die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde.

Seit diesem Zeitpunkt leitete Prof. Feucht die Pädiatrische Epileptologie, die EMU und den EEG-Bereich der Kinderklinik. Sie trieb konsequent den Aufbau der prächirurgischen Abklärung sowie der peri- und postoperativen Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit komplexen Epilepsien in Österreich voran. Die von ihr geleitete EMU war über viele Jahre die einzige Einrichtung dieser Art für Kinder und Jugendliche in Österreich und ist bis heute die zentrale nationale Anlaufstelle für pädiatrische Patienten mit diesen komplexen Krankheitsbildern.

Martha Feucht modernisierte Behandlungswege und implementierte innovative Therapiekonzepte mit nachhaltiger Wirkung.

Sie verfügte über zahlreiche Qualifikationen auf dem Gebiet der Epileptologie und war zertifizierte EEG-Trainerin der Österreichische Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (ÖGKN) und der International League Against Epilepsy (ILAE). In Fachgesellschaften prägte sie die Entwicklungen wesentlich, unter anderem als Präsidentin der Österreichischen Epilepsiegesellschaft (2004–2008), Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie (2011–2015) sowie Präsidentin der AG Epilepsiechirurgie D-A-CH (seit 2019).

Ein besonderer Schwerpunkt ihrer klinischen und wissenschaftlichen Arbeit galt der Tuberösen Sklerose. Bereits 2012 gründete sie das Expertisezentrum für pädiatrische Tuberöse Sklerose an der Kinderklinik in Wien und betreute Patient:innen mit diesem seltenen Krankheitsbild österreichweit.

Ein Höhepunkt ihrer Tätigkeit war die Zertifizierung unseres Zentrums im European Reference Network for Rare and Complex Epilepsies (ERN EpiCARE) — 2019 als affiliated member und im Dezember 2021 als full member.

Martha Feucht prägte Generationen von Mitarbeiter:innen in der pädiatrischen Epileptologie, begleitete Kolleginnen zur Habilitation und betreute zahlreiche Doktorand:innen. Ihr wissenschaftliches Œuvre ist eindrucksvoll mit einem H-Index 54 und über 230 Publikationen.

Sie besaß eine außergewöhnliche Fähigkeit, Visionen in Realität zu verwandeln: Sie dachte voraus, setzte neue Maßstäbe und motivierte Teams zu Höchstleistungen. Sie verlangte viel von sich und ihrem Umfeld — immer mit einem Ziel: bessere Versorgung, bessere Ergebnisse, bessere Perspektiven für ihre Patient:innen. Familien aus der ganzen Welt suchten ihren Rat; viele blieben ihr über Jahre hinweg eng verbunden.

Obwohl sie vor einigen Jahren eine schwere Krankheit überwunden hatte, arbeitete sie bis zuletzt mit unermüdlicher Energie weiter. Seit einem Jahr zog sie sich aus der klinischen Routinearbeit zurück, blieb jedoch wissenschaftlich hochaktiv, in der Leitung des ERN, bei Drittmitteleinwerbung, EU-Studien, Vorträgen, Gremienarbeit und in der Betreuung von Nachwuchswissenschaftler:innen. Noch vor Kurzem hielt sie einen Vortrag in Salzburg und bereitete eine Reise zu einer Konferenz in Hongkong vor — sie hatte noch viel vor, und auch wir gemeinsam mit ihr. Für das kommende Jahr waren weitere wissenschaftliche Projekte, der schrittweise Übergang ihrer zahlreichen Funktionen in Fachgesellschaften und Gremien sowie der Abschluss mehrerer von ihr betreuter PhD-Arbeiten vorgesehen. Sie hatte noch viele Ideen, die sie mit ihrer gewohnten Energie und Präzision umsetzen wollte – und wir waren überzeugt, dass uns noch wertvolle gemeinsame Zeit blieb, um diesen Weg miteinander fortzusetzen.

Das gesamte Team der Kinderklinik trauert um Univ.-Prof. Dr. Martha Feucht, die Unermessliches und Nachhaltiges hinterlassen hat — für unzählige Kinder und Familien in Österreich und weit darüber hinaus, durch ihr wissenschaftliches Werk und ihr unermüdliches Streben nach bestmöglicher Behandlung. Sie hinterlässt eine Lücke, die kaum zu schließen sein wird.

Unser tiefes Mitgefühl gilt in diesen Tagen ihrem Ehemann und ihren drei erwachsenen Kindern.